Wettbewerb produktives Stadtquertier in Winnenden

arge mit Artemi Rashba


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Städtebau und Architektur

Das neue Stadtquartier wird durch drei Clusterstrukturen aus solitären Hybridgebäuden gebildet, deren Anordnung den städtebaulichen Achsen und der Körnung der Umgebung folgt. Zur Nachbarbebauung hin sind Gebäude mit verschiedenen Wohnnutzungen und leisen, teils interaktiven Dienstleistungen, Produktionen und Gewerbenutzungen zugewandt, wobei die höheren reinen Hallen- und Bürogebäude sowie das Parkgebäude mit temporärer Parkrampe den Lärm der nördlichen Straße vom Areal abschirmen. Die großzügigen Straßenzüge zwischen den Clustern verbinden kleine Plätze wie die Mitte,
den Marktplatz, die Shuttle-Haltestelle oder die Sharingstation für E-Bikes miteinander und bieten viele Fläche zur internen Erschließung mittels E-Bikes und E-Roller sowie zum Flanieren und Kommunizieren. Die einzelnen Gebäude sind auf die Höhenentwicklung abgestimmt, gestaffelt und durch großflächige Rampen zwischen den Baukörpern verbunden. Jedes Cluster  enthält  eine  thematische  Gemeinschaftsnutzung.  Das  südwestliche  Atriumgebäude  beherbergt  eine zweigeschossige  KiTa  mit  einem  Spielplatz  auf  dem  Dach  und  der  südöstliche  Atriumbau  bietet  den  Bewohnern  ein Bürgerhaus.  Die  "Grüne  Halle"  angrenzend  an  die  Mitte  des  Areals  ermöglicht  es,  regionale  Produkte,  interaktive Workshops und Dienstleistungen in einer Gewerbehalle erlebbar zu machen. Die Solitäre auf dem Grundstück folgen einem strikten, modularen Raster das flexibel auf verschiedene Nutzung reagiert sowie gestapelt, kombinieren und auch nachhaltig umgebaut werden kann. Die neuartigen Nutzungstypologien mit Co-Working und Wohnclustern erlauben tiefere Gebäudegrundrisse,  die  sich mit  den  Ansprüchen  an  Werkstätten  und  Hallen  kombinieren  lassen.  Die  Zonierung  der Gebäude der südlichen Cluster sieht es vor, dass der Lärm der öffentlichen Dienstleistungen und Produktionsstätten durch eine mittlere Pufferzone aus Bürogeschossen von den Wohngeschossen möglichst ferngehalten wird. Die Gebäude sind teilweise  viergeschossig  und  bieten  zusätzlich  Micro-housing  und  Gemeinschaftsflächen  auf  den  Dächern,  Co-living-Appartements  mit  Gemeinschaftszonen  sowie  offene  Co-working-Konzepte.  Ein  modularer  Wohnungsmix  in  den sechsgeschossigen  Gebäuden  bietet  verschiedene  Größen  von  Appartements,  welche  durch  attraktive Gemeinschaftsnutzungen ergänzt sind. Die Gemeinsame großzügige Erschließung soll das Miteinander zwischen Wohnen und Arbeiten fördern und Begegnungsflächen schaffen. Das nördliche Parkhaus verfügt über hohe Geschosse mit Triplex-Parkern und kann künftig zu einem Hallengebäude umgenutzt werden. Es wird über eine Parkrampe direkt von der Straße aus erschlossen, um den Auto- und LKW-Verkehr möglichst weiträumig aus dem Areal fern halten zu können. Beide zusammen  bieten  Platz  für  etwa  1000  Stellplätze,  welche  für  Kurzzeit-  und  Langzeitparker  ausgelegt  sind.  Um  das
Parkhaus herum bieten die Gebäude Raum für Hallen, Werkstätten und Büronutzungen mit dazugehörigen Flächen für Co-working-out auf den Dächern und in Grünbereichen sowie After-Work-Nutzungen.


Konzeption und Vernetzung

Teil des städtebaulichen Gesamtkonzeptes für das produktive Stadtquartier und für sein Umfeld ist die Vernetzung von neuen  und  bestehenden  Plätzen,  welche  durch  Shared-spaces  und  durch  Wege  für  sanften  Individualverkehr  und elektromobilisierten  öffentlichen  Verkehr  entsteht.  Ein  E-Shuttle  verbindet  die  Hotspots  für  die  Besucher  der Landesgartenschau und für die Nutzer des Areals. Die neuen Plätze am Zipfelbach und am Bahnhof, die den Bahnhof als Visitenkarte  Winnendens  repräsentieren  sollen,  dienen  als  Verteiler  für  alle  Verkehrsarten.  Entlang  des  westlichen Bahndamms  wird  ein  Shuttle-service  und  eine  Park-and-Ride-Anlage  mit  Sharing-Stationen  geboten,  die  für  die anreisenden  Besucher  der  Landesgartenschau  von  zentraler  Bedeutung  sein  wird.  Die  kleinen  Plätze  innerhalb  des Baufeldes leiten die Besucher zum Grünen Turm, dem Wahrzeichen des neuen Areals, das als Aussichtsplattform und für Urban-gardening  genutzt wird und zugleich die Silhouette der Ortseinfahrt schon von der Bundesstraße aus prägt. Der
Turm beherbergt eine kleine mobile Bühne, die am Markt oder unter der Brücke aufgebaut werden kann. Die Brücke bietet nicht  nur  überdachte  Fläche  für  kleine  Veranstaltungen  wie  Streetfood-Märkte,  sondern  ist  auch  mit  einer  grünen Schallschutzwand ausgestattet, um die Lärmbelastung für das Quartier zu mindern. Die Promenade entlang der Brücke,
die am bestehenden Bikepark vorbei führt, bildet einen Ringschluss zum Fahrradweg nach Schweigheim der zu einer Allee für die Landesgartenschau ausgebaut werden soll. Dort dient eine Bachverbreiterung mit einem kleinen Stadtstrand der sommerlichen Abkühlung. Die Flächen außerhalb des Baugebietes können temporär für Urban-gardening genutzt werden und mit geodätischen Gewächshäusern mobil ausgestattet werden. Das Gebiet westlich der Brücke soll künftig weiter bebaut und mit weiteren Shared-spaces und Alleen versehen werden, die durch das E-Shuttle erschlossen werden. Dieses könnte künftig durch solare Energiegewinnung und gegebenenfalls durch Windkraftanlagen betrieben werden.

Nachhaltigkeit und Energie

Die  Dächer  der  Gebäude  werden  teilweise  als  Retentionsdächer  begrünt,  zur  Gewinnung  von  Solarenergie  oder  zur gemeinschaftlichen Nutzung gebraucht. Die Gebäude mit Wohnnutzung bieten teilweise Gemeinschaftsflächen für Urban-gardening auf dem Dach und als Ausschnitte innerhalb der Gebäudekubatur oder können zwischen den Gebäuden durch zweigeschossige Glashäuser nachverdichtet werden. Alle Gebäude und Freiflächen werden über gestaltete Becken zur Regenwasserrückhaltung  schonend  entwässert  und  durch  Photovoltaik-  und  Eisspeichertechnologie  möglichst energieautark betrieben. Grüne Fassaden, Dächer, Baumreihen sowie Grünflächen, kleine Biotope und der Grüne Turm
sorgen  für  einen  ökologischen  Ausgleich  und  Biodiversität.  Die  Gebäude  sind  als  modulare  Fertigteilskelette  aus Recycling-Stahlbeton vorgesehen, welche flexibel und nachhaltig umgerüstet werden können. Vervollständigt wird das modular konstruktive System durch Holzhybridbauweise mit leichten Holzrahmenkonstruktionen im Innenraum und an den
Fassaden, die mit grünen Wänden, Holzfassaden oder transluzenten Baustoffen bekleidet sind und die Schallemission mindern sollen. Der Liefer- und Parkverkehr wird maßgeblich durch eine direkte Einfahrt ins Parkhaus und die vorgesehene Anlieferungszone  aus  Drainbeton  im  Norden  reguliert,  um  die  Mitte  autofrei  und  unversiegelt  zu  gestalten.  Auch  die Umliegenden Gewerbebaufelder und Flächen sollten künftig nach dem Beispiel des produktiven Stadtquartiers entsiegelt und mit befahrbarer Flächenversickerung, Retentionsdächern und erneuerbar Energiegewinnung ausgestattet werden.